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Sonntag, 13. September 2009

Offener Brief von Twilight Vertrieb

Am Donnerstag oder Freitag war's, da erreichte mich eine Rundschreiben-E-mail von Twilight Vertrieb mit einem "Offenen Brief" im Anhang, offensichtlich an alle Print- und Online-Magazine mit Schwerpunkt Metal gerichtet. Unterzeichnet wurde der Brief von Labels, Vertrieben, Promotion-Firmen und Bands.
Im ersten Moment hab ich gedacht: "Gut, daß mal wieder jemand Dampf abläßt". Obwohl ich den Erfolg derlei Dinge eher gering einschätze. Nach circa drei Vierteln des Briefes bin ich aber dann stutzig geworden. Genauer gesagt, erst nachdenklich, dann wütend. Denn hier wird nicht gegen die illegalen Up- und Downloads bzw. deren "Verursacher" Front gemacht, sondern einzig und allein gegen die Schreiber/Macher/Redakteure von Mags und Zines bzw. deren "Freunde". Ich finde diese pauschale Verurteilung einfach frech. Und wäre ich nicht eh schon vom Twilight-Verteiler gestrichen worden, würde ich mich jetzt mit Sicherheit selbst zurückziehen. Als wäre es nicht schon genug, ständig mit Streams, Voice-Over-Kopien oder anderweitig verstümmelten oder verkürzten Promos "arbeiten" zu müssen, werden wir (ich schließe mich noch mit ein, auch wenn mein Engagement weitestgehend zurückgeschraubt ist) Schreiberlinge auch noch des Mißbrauchs bezichtigt. Als gäbe es zwischen den Labels/Promotern/Vertrieben und uns nicht genügend "Zwischenstops" für eine Scheibe. Mal ganz davon abgesehen, daß es Mitarbeitern von ebendiesen Firmen, und selbstverständlich auch der CD-Fabriken, ebenfalls ein Leichtes ist, die Dinge anderweitig zu veröffentlichen. Mir ist es nicht selten passiert, daß ich die Label-News von einem Release bekam, die Band gegoogelt hab und prompt Links zu diversen Download erhielt. Also weit vor der VÖ und selbstverständlich "complete". Da kann praktisch noch kein Magazin eine Promo erhalten haben. Aber irgendwoher muß das Material ja kommen. Der zweite und nicht minder wichtige Punkt in der leidigen Sache "illegale Downloads" ist, daß die Musikindustrie, aus der sich mittlerweile selbst ein Metal-Label kaum noch raushalten kann (die meisten wollen eben doch Geld verdienen), ganz einfach ihre Zukunft verschlafen hat. Wie die hätte aussehen können, weiß ich auch nicht. Aber einfach den Zug einfach weiterfahren zu lassen, eine alte Lok vor immer mehr und neueren Waggons auf ausgenudelten Schienen, das konnte nicht gut gehen. Anstatt sich der Generation Web wenigstens teilweise anzupassen, wird sie jetzt dafür verantwortlich gemacht, daß man fast vollständig von ihr überrollt wurde. Wer übrigens glaubt, daß der Nutzer der Raubkopie diese anstelle des Kaufexemplars hört, irrt gewaltig. Die meisten, da bin ich mir sicher, könnten sich das Teil nämlich finanziell einfach nicht leisten (inzwischen kosten die Scheiben das in Euro, was man vor ein paar Jahren in D-Mark hinlegen mußte) und fallen damit als potenzielle Käufer aus. Echte Fans kaufen sich nämlich die CD's oder was auch immer " in echt", wenn sie die Kohle dafür haben. Und der Rest der "Raubkopierer" ist eher Mitschwimmer oder Kurz-Interessent, dem nie im Traum einfallen würde, die Scheibe(n) zu kaufen. Aber, wie gesagt, jetzt pauschal die Magazine und deren Schreiber wegen der Misere bei den Plattenverkäufen in Sippenhaft zu nehmen, ist eine hodenlose Frechheit, die dem stärksten Eskimo die Krone aus dem Faß haut.

Und hier der Brief im originalen Wortlaut:

Hallo liebe Freunde des Metal!
Musiker, Label und Vertriebe haben den Kanal gestrichen voll von den illegalen Downloads!
Der illegale Download schadet allen!
Keine Verkäufe = Keine Label, keine Vertriebe, keine Presswerke, keine Tonstudios und zum Schluss keine (neuen) Bands! Der Verlust diverser Arbeitsplätze inbegriffen.
Musiker & Label stecken viel Zeit, Engagement & vor allem auch Geld in eine Produktion. Im Idealfall sollte dieses durch Verkäufe auch wieder eingenommen werden und wer möchte nicht für seine Arbeit & Mühe zusätzlich entlohnt werden?
Viele Musiker gehen normal arbeiten, die Band ist ein Hobby und alles wird dort hineingesteckt – neue Instrumente, ein Album, eine Tour! Der Traum als selbständiger Musiker!
Und wie sollen selbständige Musiker ihren Lebensunterhalt bestreiten, wenn nicht durch Verkäufe von ihren Werken & des Merchandises? Selbstständige Musiker brauchen professionelle Label, die Zahlungen & Aufgaben übernehmen, um die sich der Musiker nicht kümmern kann oder will. Professionelle Label brauchen Angestellte, müssen Miete & Versicherungen bezahlen; viele zusätzliche Kosten fallen an. Vertriebe sind notwendig, weil der Kunde (und auch der Musiker & das Label) die Möglichkeit haben will, das die Ware möglichst Vielerorts zu erwerben ist.
Verständlicherweise verlangen Vertriebe, Shops & Mailorder ihre Marge, weil sie selber Kosten zu decken haben, aber es liegt ja in der Macht der Käufer dort zu kaufen, wo es günstig ist!
Leider stellen Bands, Label & Vertriebe immer mehr fest, das die Verkäufe so stark stagnieren, das es nicht mal mehr zur reinen Kostendeckung der Produktion kommt. Dies ufert immer mehr in Aufgaben & Konkursen von Label aus. Kleine Bands können sich die Produktion nicht mehr leisten, Label gehen nur noch auf Nummer sicher, keine Experimente mehr, Einheitsware, die Vielfalt läßt nach, keine Metalszene, keine Subkultur!
Dem gegenüber stehen massive illegale Downloads, bereits vor der Veröffentlichung der Alben!
Der Upload von Promotion-CDs von Mitarbeiter der Magazine oder deren Freunde, die diese Promos überlassen bekommen haben, kommt leider immer wieder vor. Wobei das Weitergeben von Promos bzw. Verkaufen (bei ebay) bereits illegal und eine Straftat ist, denn Promos sind jederzeit wieder seitens der Label einforderbar.
Die GEMA plant ihren Verlust aus der stark eingebrochenen Produktion von Tonträgern zu kompensieren, indem sie versucht 600% mehr von Konzertveranstaltern einzunehmen. Folge wären noch teurere Veranstaltungen - Man kann sich darüber jüngst unter dem Thema Gema-Petition schlau lesen.
Liebe Metalheads,
bitte denkt zukünftig darüber nach, ob Ihr Euch ein Album illegal ladet oder lieber kauft.
Bestimmt arbeiten viele von Euch auch Kreativ, sei es Musik, Grafik, Programmierung oder Handwerklich; als Hobby oder im Gewerbe: Das sollte Euch eine Ansatz geben, die Situation einzuschätzen.
Argumente wie „Ich will es nur vorher anhören“ entbehren jeglicher Grundlage: In fast jedem Plattenladen & auch gerade Online könnt Ihr (fast) immer Probehören!
Unser Appell an Euch: SUPPORTET die Musikszene!
Bands, Label und Vertriebe brauchen Eure Unterstützung für die Gewährleistung, dass es auch weiterhin, besonders wenn es um kleinere Bands geht, weitergehen kann.
Illegal ist KEIN Metal!
Wir, die unterzeichnenden Bands, Labels, Vertriebe & Läden

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