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Donnerstag, 17. September 2009

Zeilenfresser: Thomas Wieczorek "Die verblödete Republik"

- Schmähschrift auf den Neoliberalismus -
Beim EinkaufsSchlendern durch den Supermarkt, im Hinterkopf der Gedanke „Ich brauch mal wieder ein Buch“, stach mir „Die verblödete Republik“ ins Auge. Keine Ahnung warum. Der Titel hörte sich interessant an, den Autor kannte ich nicht. Gekauft. In der Erwartung, tiefe Einblicke in die VerquickungsMechanismen (Untertitel „Wie uns Medien, Wirtschaft und Politik für dumm verkaufen“) zu bekommen, hab ich die knapp 300 Seiten (die 20 Seiten Quellenangaben sind geschenkt) ruckzuck durchgeackert. Und was hat's mir gebracht? Nicht viel, um ehrlich zu sein. Anfangs ließ sich „Die verblödete Republik“ noch ganz gut verarbeiten. Da gab es auch noch die Hoffnung auf entscheidende Sätze. Aber nach und nach entpuppte sich das Geschreibsel als ständige Tirade, als permanentes Rumgehacke auf einem nebulösen Neoliberalismus, der nicht mal ansatzweise erläutert wird (es ist auch kein einfaches Feld), weil wahrscheinlich die Grundlagen vorausgesetzt werden. Schade, wo wir doch verblödet sind. Die manchmal schon lächerlich-grimmigen Schmähungen sind in eine streckenweise unflätige, beleidigende und proletenhafte Schreibe gekleidet, die mit ihrer links-seitigen Anbiederung zum Fremdschämen einlädt. Und dann mutet Wieczorek der Leserschaft gönnerhaft genau das Halbwissen auf BILD-Niveau zu, das er ständig als VerblödungsFaktor beklagt. Hier mal ein Brocken, da mal ein Häppchen – nur nicht zu viel Fakten, sonst geht der Sarkasmus verloren. Und wenn's dem Autor ins Konstrukt paßt, sind selbst die verpönten Neo's manchmal doch zu was gut. Schlimm wird’s dann, wenn man Zynismus, ernsthafte Kritik und Satire nicht mehr auseinanderzuhalten vermag, seine eigene Position unklar wird und im Sumpf von undifferenzierter Häme und ProfilierungsSucht untergeht. Das nimmt übrigens auch nicht wunder, hat der Autor doch eine beachtliche Karriere mit Stationen bei der dpa, Reuters, BILD (!, gar als Chefreporter!), Eulenspiegel und Neues Deutschland (!) hingelegt. Gewagt sind allerdings manche Theorien, z.B. die der Schulformen (bis 1964): Volksschule für das Volk, Mittelschule für die Mittelschicht und Oberschule ... naja, Sie wissen schon. Damit ist übrigens auch bewiesen, daß Mittel- und Oberschicht nicht zum Volk gehören. Sowieso wird der Bürger als Opferlamm dargestellt, der innerhalb einer gigantischen Verschwörung weder zu denken noch sich zu wehren vermag. Und Lösungen sucht man eh vergebens. Wieczorek schreibt sich mehr den eigenen Frust von der Seele, und sagt dabei nichts Neues: BILD lügt, und der Rest der Mainstream-MassenMedien sagt nicht immer die Wahrheit. Daß ein Großteil dessen, was uns zum Lesen oder (fern)Sehen angeboten wird, nur der Manipulation, Ablenkung und Desinformation, und selbstverständlich und ganz simpel dem GeldVerdienen dient, wußten wir doch schon vorher. Ich bin um 8 Euro 95 ärmer, reicher aber um die Erkenntnis, daß man nur Zeit und ein paar sehr individuelle Theorien haben muß, um mit Wichtigtuerei zur Verblödung der Republik beizutragen.

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